Allgemein:
„Der Film ist ein Produkt des hochkapitalistischen Zeitalters“
(Bächlin, S.11).
Im letzten Jahrzehnt des 19. Jhds. entwickelte sich der Film
aus den Erfahrungen und Erfindungen der Physik, der Chemie,
der Optik und der Mechanik. In mehreren Ländern zugleich
wurde das Prinzip der photographischen Laufbildprojektion
entwickelt und führte somit zur Grundlage des kinematographischen
Aufnahme- und Wiedergabeverfahrens. Entwickelt wurde der Film
von Wissenschaftlern zur Wiedergabe von photographischen,
bewegungsstarken Sehbildern. Er wurde aber gleich nach seiner
Erfindung wirtschaftlich genutzt.
Marx meinte in „Theorien über den Mehrwert“
sinngemäß, dass die Art der geistigen Produktion
bestimmt wird durch die aus einer materiellen Produktion hervorgewachsenen
gesellschaftlich-politischen Beziehung der Menschen. Dies
findet sich auch beim Film wieder. Die Popularität und
Existenzfähigkeit des Films wird erst ermöglicht
durch die Inhalte, die an die vorherrschenden Gedanken, Auffassungen
und Wünsche der Gesellschaft, angepasst sind. „Der
Film ermöglicht bei einem Mindestmaß von geistiger
Anstrengung die Befriedigung natürlich vorhandener, jedoch
von der Gesellschaft auf eine bestimmte Weise modifizierter
Bedürfnisse“ (Bächlin, S. 12).
Durch die intensive Wirklichkeitsillusion ist es dem kinematographischen
Bild möglich sowohl die Wirklichkeit selbst als auch
eine Scheinwirklichkeit darzustellen. Die Filme, die in einer
Scheinwirklichkeit, also in der bewusst veränderten Wirklichkeit
spielen, nehmen den größten Teil der Filmproduktion
ein. Soweit der Film bewusst Wirklichkeitsersatz produziert,
ist er in den Händen derjenigen Schicht, die auch die
herrschende materielle Macht der Gesellschaft darstellt, ein
besonders wirkungsvolles soziales und politisches Machtinstrument
(Bächlin, S. 13f). Die phantasievolle Erweiterung der
Wirklichkeit nimmt in der Gesellschaft eine große Rolle
ein und kommt somit dem Film zugute.
Zu den Anfängen des Films sind die Konsumenten vorwiegend
Großstädter der mittleren und kleineren Einkommensschicht.
Die Produktion des Films als Massenware wird durch diese Bevölkerungsschichten
ermöglicht. Vorausgegangen ist diesem Phänomen die
Verkürzung der Arbeitszeiten wodurch der arbeitenden
Schicht erst Zeit blieb sich der Illusion und dem Film hinzugeben.
Durch den „ökonomischen Zwang zur größtmöglichen
Popularität“ (Bächlin, S. 15) wurden die Inhalte
entsprechend dem Publikum gestaltet. Die Faszination lag zu
Beginn vor allem bei dem Effekt der Bewegung. Mit der Zeit
und der besseren Beherrschung der Filmtechnik wurde zunehmend
auf geistige Inhalte geachtet.
„Die Filmwirtschaft ist ein Wirtschaftszweig ohne jede
Tradition“ (Bächlin, S. 17). Neben der autonomen
Entwicklung der Technik wurden Formen der Organisation und
Unternehmung aus anderen Gebieten der Wirtschaft übernommen.
Vielleicht ein Grund der starren bürokratischen Gebarung
des Filmwesens heute.
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